LBSP macht Risikocluster aus

Der LBSP für die Schüler*innen zehn Risikocluster identifiziert, die sich aus der Pandemie und den damit verbundenen Auswirkungen auf Schule und Gesellschaft ergeben:

  • Schüler*innen mit vorübergehendem Verlust von Kontaktgewohnheiten und Verhaltensskills. Der pandemiebedingte Entzug von sozialen Kontexten wirkt sich besonders im Bereich des sozialen Lernens aus, v.a. das Erlernen von sozialen Regeln im Kontext Schule (z.B. im Regelspiel) wird erheblich erschwert.
  • Schüler*innen, meist aus bildungsfernen Milieus. Sie sind trotz mannigfaltiger Bemühungen der Lehrkräfte quasi „verloren gegangen“.
  • Schüler*innen als Sorgenträger für Erwachsene. Sie übernehmen stellvertretend die Sorgen ihrer Eltern oder anderer erwachsener Bezugspersonen wie Ängste vor Ansteckung, vor beruflichen Einschränkungen, misslingender Schulkarriere oder generell Existenzängste.
  • Schüler*innen mit Risikopersonen im familiären Kontext. Charakteristisch ist das Phänomen des internen „selbst gegebenen“ oder familiären Auftrags, sich nicht anstecken zu lassen, um risikobehaftete Familienmitglieder zu schützen. Verbunden damit zeigt sich oft eine hohe Neigung zu Schuldgefühlen in sozialen Kontakten.
  • Psychisch bereits auffällige Schüler*innen. Sie neigen zu Internalisierungen, die v.a. zu Schulängsten, Schulphobien und depressiven Verstimmungen führen können.
  • Schüler*innen psychisch kranker Eltern. Die damit verbundene Belastung wirkt sich negativ auf die Leistungsfähigkeit aus und schwächt die Resilienz.
  • Schüler*innen mit Teilleistungsstörungen. Bei ihnen tritt das Bewusstsein für ihre Leistungsdefizite im Bereich des Erlernens der Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen deutlicher zu Tage, was zu größerer Verunsicherung führen kann.
  • Schüler*innen mit sozialer Ausgrenzungserfahrung im schulischen Kontext. Nicht immer führt die Pandemie zu mehr Zusammenhalt, sondern begünstigt teilweise sogar die soziale Ausgrenzung von Schüler*innen; so mehren sich Klagen zumal über Cyber-Mobbing.
  • Schüler*innen mit irreführenden Zukunftsgedanken. Sie antizipieren oft Fragen wie Müssen wir die ausgefallenen Proben nachholen? Muss ich die Klasse nochmals machen, weil die Schulen so lange nicht geöffnet waren?, die derzeit noch nicht zu beantworten sind. Die Ungewissheit und mögliche Befürchtungen führen zu starker Verunsicherung.
  • Insgesamt: Introvertierte, sensible und vulnerable Schüler*innen sowie Schüler*innen aus belasteten sozialen Milieus (Armut, alleinerziehende Elternteile, belastende Migrationssituation, kein räumlicher Kontakt zu Großeltern oder Verwandten) sind in der Pandemie bzw. durch die Auswirkungen deutlich gefährdet.

Das Risiko für die genannten Schüler*innen ist groß, den Anschluss zu verlieren. Ihnen sollte besondere Aufmerksamkeit und schulpsychologische Unterstützung zuteilwerden.

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