Der Begriff Coaching hat in den letzten Jahren an Bedeutungsvielfalt gewonnen. Er ist gesetzlich nicht geschützt, was beim potenziellen Nutzer zu Unklarheit über die Inhalte, Methoden und Qualifikation der Anbieter geführt hat.
Seit ungefähr 10 Jahren hat das Coaching-Format auch Eingang in die Organisation Schule gefunden. Die Evaluationsstudie von S. Pixner 2014, entwickelt und durchgeführt im Schuljahr 2012/2013 von der Arbeitsgruppe um Prof. Joachim Bauer am Universitätsklinikum Freiburg, Abt. Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, und die vom Kultusministerium Baden-Württemberg geförderte Lehrergesundheits-Präventionsmaßnahme („Lehrer/innen-Coaching nach dem Freiburger Modell“) mit 314 Teilnehmern zeitigten das Ergebnis, dass signifikante Werte hinsichtlich einer Wirksamkeit und Verbesserung der psychischen Gesundheit sowohl nach sechs Coaching-Sitzungen (Kurzform) als auch nach einer eintägigen Coaching-Sitzung (Kompaktform) erzielt wurden.
Der LBSP hatte frühzeitig die gesundheitsfördernde Wirkung von Coaching aufgegriffen und Coaching-Qualifikationen für Schulpsychologinnen und Schulpsychologen konzeptualisiert und durchgeführt.
Dabei ließ sich der LBSP vom Coaching-Verständnis von Astrid Schreyögg leiten. Hierbei wird Coaching als Beratungsformat für Führungskräfte mit dem Ziel der Steigerung der beruflichen Wirksamkeit definiert. In einem face-to-face-Dialog oder in einem Kleingruppensetting sollte sich mit Hilfe eines als feldkompetent ausgewiesenen Experten die Wirkung entfalten. In diesem Sinne zeigt sich Coaching als Maßnahme der Personalentwicklung.
Mit dem zweiten wichtigen Aspekt thematisiert Schreyögg in ihrer Beschreibung von Coaching als „Begleitung von Freud und Leid im Beruf“ die persönlichen Bedürfnisse und die Selbstgestaltungswünsche des Coachee.
Im Jahre 1995 wurde unter federführender Mitwirkung des damaligen Vorstandes des LBSP und in enger Kooperation mit dem BDP aufgrund von Mitgliedschaften in beiden Verbänden der erste Qualifikationslehrgang zum Supervisor BDP an der ALP eingerichtet. Dieses Erfolgsmodell wurde seither regelmäßig wiederaufgelegt.
Auf den positiven Wirkungen der Supervision für die Organisation Schule aufbauend entwickelte der LBSP eigene Coaching Aktivitäten, die sich in ihrer wissenschaftlichen Grundorientierung an dem skizzierten Coaching-Modell von A. Schreyögg orientieren.
Bislang hat der LBSP folgende Qualifikationen für LBSP-Mitglieder und Schulpsychologinnen und mit vorzeigbarem Erfolg durchgeführt: Psychologischer Coach LBSP, Psychologischer Gesundheitscoach LBSP und Psychologischer Gesundheitscoach- Schwerpunkt Klinische Psychologie.
Auch an der ALP bereits qualifizierte Supervisorinnen und Supervisoren BDP können zu Coaches weitergebildet werden.
Zusammenfassend stellen wir fest:
Es bestehen hohe Nachfragen nach den Formaten Supervision und Coaching. Dabei gewinnt Coaching als Format für Führungskräfte an besonderer Bedeutung.
Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich der Formate Supervision und Coaching werden in Anbetracht der psychischen, physischen und mentalen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie als essentiell notwendig gesehen. Das Label „Psychologischer Coach“ bindet die wissenschaftlichen Grundlagen der Psychologie in gebührender Weise ein und legt bei der Hinzufügung des Zusatzes des zertifizierenden Verbandes die Qualitätssicherung zugrunde.
Aufgrund der Bedeutung des Personalaspektes betont der LBSP die Notwendigkeit, die Arbeits- und Organisationspsychologie wieder als verpflichtendes Modul ins Studium der Psychologie mit schulpsychologischem Schwerpunkt aufzunehmen.
Der LBSP hat die Coaching-Qualifikation bisher in Eigenleistung durchgeführt. Andere subsidiäre Modelle der Finanzierung und Unterstützung würde die Bedeutung der Verbände bei der Qualitätssicherung unterstreichen.
Verfasst im Januar 2023 von Hans-J. Röthlein und Julia Weinzierl