Die Schulpsychologie in Bayern tritt aus der Pionier- und Konsolidierungsphase in einen Abschnitt, der eine Standortbestimmung und ggf. Neuorientierung erfordert. Dazu bietetdie Publikation von Dr. Ursula Killi und Joachim Röthlein eine anspruchsvolleDiskussionsgrundlage.
Schon die Überschrift überrascht mit dem Begriff ‚Handlungsfeld‘, der wohl den Blick erweitern und auf die Schulpsychologie als Anwendungsfeld der Psychologie lenken soll.Das wird auch in der differenzierten Gliederung erkennbar, die allein schon Grund für ausführliche Debatten liefert.
Und wie kann man schulpsychologische Handlungsfelder vom Tätigkeitsbegriff unterscheiden? Diese Unterscheidung wird nur vage deutlich. Außer Frage ist allerdings die Notwendigkeit einer Schärfung des schulpsychologischen ‚Aktionsrahmens‘. Dieser hat sich im Laufe der Jahre und durch die Einführung der multiprofessionellen Teams verwässert. Die Autoren schlagen verschiedene (Handlungs-)Ebenen vor, die im Anschluss konsequent in Hinblick auf die bayerische Schulpsychologie reflektiert werden.
Genauso bringen die Überlegungen und Praxisbeispiele zu Prävention und psychologischen Interventionen frischen Wind in die Szene. Zunächst wird sich auch diesem Bereichbegriffstechnisch genähert: Die Bezeichnung ‚präventive psychologische Intervention‘ zeigt die Gratwanderung zwischen Prävention und Intervention, v. a. in Hinblick auf unsere kultusministeriellen Vorgaben. Inhaltlich bereichern die vorgeschlagenen Methoden dasschulpsychologische Repertoire, das durch den Stundenzuwachs in den letzten Jahren eine qualitative und quantitative Erweiterung verträgt.
De facto werden im neuen Sonderband zum Handbuch der Schulberatung die schulpsychologischen Grundlagen neu gedacht, das ist ziemlich viel – niveauvolles – Futter für interessierte schulpsychologische Vor- oder Mitdenker.
Man darf gespannt sein auf die Reaktionen und Diskussionen mit den Kolleginnen und Kollegen.
Doris Graf