Erziehungsratgeber und Ihre Nachwirkungen
Ein interessanter Artikel der mögliche Auswirkungen einer auf Bindungs- und Kontaktarmut basierenden Erziehung auf die Gesellschaft aufzeigt und Spuren bis in die Zeit des Nationalsozialismus verfolgt:
Ein interessanter Artikel der mögliche Auswirkungen einer auf Bindungs- und Kontaktarmut basierenden Erziehung auf die Gesellschaft aufzeigt und Spuren bis in die Zeit des Nationalsozialismus verfolgt:
Ein spannender und höchst informativer Beitrag auf sueddeutsche.de: LINK
Brisch hat zum fünfzehnten Mal die internationale Bindungskonferenz in München organisiert, diesmal zum Thema emotionale Gewalt. Seit Februar war die Veranstaltung ausgebucht, nie war der Andrang so groß. Dabei werden die Folgen emotionaler Gewalt noch immer unterschätzt. Eine Rippenserienfraktur oder ein Kinderkörper, der mit blauen Flecken übersät ist, sind klar als Misshandlung zu identifizieren. Kränkung, Zurückweisung, beharrliches Schweigen, Demütigung oder offener Hass werden hingegen ähnlich schmerzhaft erlebt, lassen sich aber in ihren Auswirkungen auf den ersten Blick nicht so eindeutig erkennen.
Als besonders traumatisierend gilt emotionale Vernachlässigung. “Nicht beantwortet zu werden, ist besonders schmerzlich”, sagt Brisch. “Das gilt für Kinder, Erwachsene, Paare, Alte und privat wie im Beruf. Es gibt ja Familien, in denen es seit Generationen Tradition ist zu schweigen, wenn man böse auf den anderen ist. Ignorieren als Strafe.” Manche Wissenschaftler halten die Folgen eines extremen emotionalen Rückzugs für ähnlich gravierend oder sogar schlimmer als jene nach körperlicher oder sexueller Gewalt. Keine Reaktion hervorzurufen, nicht im anderen gespiegelt zu werden, kann existenzielle Selbstentwertung und psychischen Vernichtungsschmerz auslösen. Geschlagen zu werden, ist manchmal einfacher zu ertragen, als nicht beachtet zu werden.
Anbei Links zu zwei interessanten Informationen (Dank an C. S.!):
Zerstreuen wir uns zu Tode?
Ein Podcast des SWR zu Fragen der Ablenkung durch digitale Medien und der fehlenden Muße und Entschleunigung.
Hier kann man mehr hören: LINK
Facebooks psychische Störung
Über Gefahren Sozialer Medien (z. B. Facebook) für depressive Menschen.
Hier gibt es mehr zu Lesen: LINK
„Psychische Auffälligkeiten bei Kindern in Bayern“ – eine Tabelle mit Zündstoff versteckt sich auf Seite 52 des Bayerischen Kindergesundheitsberichts: Demnach zeigte fast ein Viertel aller Viertklässler im Schuljahr 2009/1010 Probleme im Sozialverhalten, 22 Prozent hatten Probleme mit Gleichaltrigen, 17 Prozent emotionale Probleme und 14 Prozent Konzentrationsschwierigkeiten oder Hyperaktivität. „Es gibt mittlerweile mehr psychische als körperliche Erkrankungen“, bestätigt Hans-Joachim Röthlein, Vorsitzender des Landesverbands der bayerischen Schulpsychologen.
Das Problem ist: „Die Schullandschaft hat sich sehr stark verändert, Familie hat sich geändert. Was aber gleich geblieben ist, ist die Ausstattung der Schulpsychologen. Da sind wir noch im letzten Jahrhundert,“ erklärt Röthlein.
Und die Probleme werden nicht geringer, denn: Zu den genannten Themen kommen Kriegs- und Fluchterlebnisse bei den neuen Schülern aus den Kriegsgebieten. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa die Hälfte aller Flüchtlingskinder, die vor allem auf Grund-, Mittel-, Real- und Berufsschulen gehen, schwer traumatisiert sind. Die Lehrer sind darauf nicht vorbereitet. Und jene, welche vorbereitet sind – Schulpsychologen – bekommen nicht genug Stunden für diese neue Herausforderung.
Unter dem Titel „Minilösung für Maxiprobleme“ ist in der Bayerischen Staatszeitung ein längerer Artikel zur Bedeutung der Schulpsychologie erschienen, in dem auch der Vorsitzende des LBSP, Hans-J. Röthlein, zu Wort kommt und eine bessere Ausstattung für und mit Schulpsychologen anmahnt.
Seine Forderung wird von Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV, und von Bernhard Jehle, Direktor des Instituts für Pädagogik und Schulpsychologie der Stadt Nürnberg, unterstützt.
Hier der LINK
Pressemitteilung des LBSP vom 14.09.2015
Unterstützung durch Schulpsychologinnen und Schulpsychologen notwendig
Viele Schulen und viele Lehrkräfte engagieren sich vorbildlich für die Neuankömmlinge und beweisen damit ihre Solidarität mit deren Erfahrungen und Schicksalen. Sie aktivieren nicht nur ihre pädagogischen Kompetenzen, sondern auch ihre Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Ebenso erfreulich ist es, dass das KM erste Mittel zur Verfügung stellt und einen organisatorischen Rahmen eingerichtet hat.
Daneben sollten nach Überzeugung des Landesverbandes bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen (LBSP) die Schulen und die dort Tätigen für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrungen besonders vorbereitet werden. Gerade zu Beginn des neuen Schuljahres, vor allem mit Blick auf die zahlreichen Asylbewerber, die derzeit in Bayern ankommen, ist eine fachlich qualifizierte Unterstützung unabdingbar. Schulpsychologische Kompetenzen sollten intensiv eingebracht werden können. Einige der Kinder und Jugendlichen werden ihre Erfahrungen mit ihren persönlichen Kräften und Ressourcen bewältigen, fast alle aber sind unter dramatischen Umständen zu uns gekommen und viele sind traumatisiert, manche sogar mehr als wir vielleicht meinen.
Schulpsychologinnen und Schulpsychologen verfügen aufgrund ihrer fachlichen Ausbildung und ihrer Beratungserfahrung über die Kompetenz zum Umgang mit psychisch schwer belasteten Kindern und Jugendlichen. Mit Methoden der Anamnese erhalten sie Einsicht in die vorliegenden Probleme und können geeignete Maßnahmen überlegen, vorschlagen und in die Wege leiten – sowohl innerschulisch als auch im Rahmen der außerschulischen Kooperation –, um die Integration zu erleichtern und Spätfolgen vorzubeugen. Sie können als Bindeglied zu außerschulischen Einrichtungen fungieren und die Aufgabe der Koordination übernehmen, denn diese Tätigkeiten sind im Rahmen der normalen schulpsychologischen Arbeit gang und gäbe.
Daneben sind Schulpsychologen Ansprechpartner für Schulverwaltung und Multiplikatoren, für die Begleitung von Lehrkräften, indem sie diese fachlich unterstützen und beraten sowie für die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Eltern sensibilisieren. Lehrkräfte können vorbereitet werden für die besonderen Bedürfnisse der Flüchtlinge, brauchen Hilfen in konkreten Fällen und spezielle Fortbildungsangebote (Supervision, kollegiale Fallbesprechungen, individuelles Coaching), um den Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen hilfreich begleiten zu können. Schulpsychogische Supervisorinnen und Supervisoren können Lehrkräfte und Leitungspersonen darüber hinaus helfen, mit den Belastungen zurechtzukommen, die aus den Berichten und Erlebnissen dieser Menschen folgen können. Es gilt nicht nur Verständnis für die Herkunft aus anderen Kulturen, Religionen und Bildungssystemen aufzubauen und weiterzuentwickeln, sondern auch die gegenwärtigen Lebensumstände, z.B. die oft problematische Unterbringung, sollten bei der Beurteilung einer Schülerin oder eines Schülers mit Fluchterfahrungen berücksichtigt werden.
Der Vorsitzende des LBSP, Hans J. Röthlein, stellt dazu fest: „In dieser brisanten Situation muss neben den rein schulischen Maßnahmen eine intensive psychologische Beratung und Betreuung treten. Schulpsychologen können bei der Entwicklung von pädagogisch-psychologischen Maßnahmen und Konzepten helfen.“ Röthlein kann sich gut vorstellen, dass der LBSP ein dafür notwendiges und praktikables Konzept anbietet.
Im KIBBS (Krisen-Interventions- und Bewältigungsteam Bayerischer Schulpsychologinnen und –psychologen) stehen außerdem Fachleute mit mehrjähriger Praxiserfahrung sowie mit traumatherapeutischer Qualifikation für die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen bereit. Doch darf nicht übersehen werden, dass es sich bei der Begleitung der Flüchtlinge um zusätzliche Aufgabenbereiche handelt, die neue, also zusätzliche Zeitressourcen für die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen unbedingt erforderlich machen.
Die Balance zwischen der Gewährung von Freiräumen und einer Förderung der eigenen Kinder hinzubekommen, ist wohl für manche Eltern nicht so einfach: LINK
Ein interessanter Beitrag auf sueddeutsche.de (LINK)
“Ich zähle jetzt bis drei!” Plötzlich taucht er auf, dieser Satz, den man sich geschworen hatte, nie zu sagen. Ein Satz mit einer lächerlichen Dramatik. Eins, zwei, drei. Und jetzt? Man will doch wissen, wie es weitergeht.
Eine Familiensituation, die wohl auch aus unterrichtlichen Situationen bekannt ist.
Spannend sicherlich auch die Frage, inwieweit familiäre Erfahrungsmuster unser beraterisches Handeln beeinflussen.